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Elektromagnetische Strahlung, z. B. durch Mobilfunk, hat Effekte auf den menschlichen Organismus: Sie versetzt das Gehirn in Stress. Bei geschwächten und vorerkrankten Menschen kann dies dazu führen, dass das Verteidigungssystem nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt funktioniert. Bereits geringer Stress kann zu einem Zusammenbruch der körpereigenen Abwehrfunktion führen. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Funktionstüchtigkeit der Mitochondrien – der Kraftwerke der Zellen.

Am 2. Symposium der Gabriel-Technologie, das am 2. Februar 2019 stattgefunden hat, stellten sich 110 Experten aus Wissenschaft und Praxis die Frage nach tragfähigen Strategien, um mit den gesundheitlichen Herausforderungen von elektromagnetischer Strahlung (EMS) umzugehen: Eine Exposition durch elektromagnetische Felder kann das Gehirn in Stress versetzen, während gleichzeitig die Regenerationsfähigkeit des Organismus abnimmt. Grosse Beachtung fand der Vortrag von Prof. Dr. Brigitte König*, die dazu an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Medizinische Fakultät) die Zellreaktivität in den Immunzellen und Thrombozyten* analysierte.

Hintergrund Ihrer Messungen waren u. a. die Ergebnisse einer wissenschaftlich publizierten Doppelblindstudie, die von der SfGU in Auftrag gegeben wurde: Unter Leitung der Kognitionsund Neurowissenschaftlerin Dr. Diana Henz konnten an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (Institut für Sportwissenschaft) systematische Effekte auf die Gehirnaktivität aufgezeigt werden. Aus diesem «zweifelsfreien Nachweis» ergab sich für Prof. Dr. Brigitte König eine richtungsweisende Fragestellung: »Ist der Körper in der Lage, eine kurzfristige Exposition durch elektromagnetische Felder wieder auszuregulieren oder nicht?«

Allgemein gültige Aussagen treffen

In ihren Ausführungen am »2. Symposium der Gabriel-Technologie« postulierte sie einen Paradigmenwechsel in der Diskussion, wie gesundheitliche Risiken von elektromagnetischer Strahlung eingeschätzt werden können: »Abhängig von der Fragestellung und des Modells wurden bislang z. B. Stammzellen, Krebszellen, Hautzellen, Gehirnzellen analysiert – bei alten und jungen Menschen, bei Gesunden und bei Kranken. Wir haben uns lange damit beschäftigt, ob es ein Modell gibt, das die Vielfalt all der verschiedenen Einflussgrössen abdeckt.« Um eine allgemein gültige Aussage treffen zu können, ist Prof. Dr. Brigitte König mit ihrem Team schliesslich auf eine Lösung gestossen: »Die Blutzellen – also flüssiges Bindegewebe – sind hierfür das ideale Medium, da sie durch sämtliche Organe und das Gehirn zirkulieren. Da elektromagnetische Felder die Haut durchqueren, treffen sie ebenfalls auf die Blutzellen.« So sei es möglich, die Zellreaktivität in den Thrombozyten und Immunzellen zu analysieren: »Wie ist die Zelle in der Lage, auf verschiedene Stressmomente zu reagieren – von Arbeitsstress über hormonellen Stress bis hin zu oxidativem Stress, der z. B. von technisch erzeugten elektromagnetischen Feldern verursacht wird?« Entscheidend sei dabei die metabolische Kompetenz, d. h. die erhöhte Produktion von Energie in Form von ATP in den Mitochondrien.

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Während die Zelle bei einem gesunden Menschen damit auf Stress reagiere, funktioniere dieses Verteidigungssystem bei Menschen mit gesundheitlichen Problemen nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt: »Gesunde Mitochondrien mit einem optimalen ATP-Level können mit Stress sehr gut umgehen. Doch ist jemand nicht gesund, dann kann schon ein bisschen Stress zu einem Zusammenbruch der Abwehrfunktion führen.« Dies verdeutlicht Prof. Dr. Brigitte König am Beispiel eines Patienten, der an einem chronischen Erschöpfungs- oder Fatiguesyndrom (CFS) erkrankt war: »Seine Mitochondrien konnten in diesem Fall nicht mehr gegenregulieren.«

Wissenschaftlich fundierte Spezialdiagnostik

Messbar sei dies mit dem Bioenergetischen Gesundheitsindex (engl. Bioenergetic Health Index, BHI), der die Funktionstüchtigkeit der Mitochondrien durch die Messung von Energieströmen signalisiere.

Mit dieser hochwertigen und wissenschaftlich fundierten Spezialdiagnostik ist es auch möglich, die Auswirkung von elektromagnetischen Feldern durch Mobilfunk auf die Thrombozyten und Immunzellen zu bestimmen.

Mit wissenschaftlichen Einzelfallexperimenten zeigt sie auf, wie sich die Exposition durch Smartphones (Samsung Galaxy S7 Edge und iPhone 5S) auf die Regulationsfähigkeit der Mitochondrien auswirken kann. In Dreifachbestimmungen wurde bei gesunden Probanden gemessen. »Der BHI geht bei beiden getesteten Modellen mit geringen Unterschieden in einigen Parametern der Mitochondrienfunktionen deutlich runter. Zu erkennen ist ein enorm hohes Protonenleck (Proton leak), d. h. ein Sauerstoffverbrauch, der mit Energiegewinnung nichts mehr zu tun hat. Auch die Zellkonzentration nimmt ab, was z. B. bei kranken Menschen zusätzlichen Stress verursachen kann. Bei Exposition durch Mobilfunk waren die Zellreaktionen auf einen weiteren Reiz (oxidativer Stress) nicht mehr adäquat. Diese Folgen für den Zellstoffwechsel halte ich für dramatisch«, erklärt sie. Dieser Effekt soll nun mit zusätzlichen Studien weiter erforscht werden.

»*Zelluläre Straßenkehrer«

Unter Berufung auf Wissenschaftler um Dr. med. Florian Gärtner vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München erklärt das Wissensmagazin scinnexx, dass die Thrombozyten bei der Immunabwehr eine entscheidende Rolle spielen: »Für ihre Studie entwickelten die Forscher eine Methode, mit der sich über einen längeren Zeitraum visualisieren lässt, wie sich einzelne Blutplättchen durch den Organismus bewegen – und was sie bei einer Immunreaktion tun. Es zeigte sich: Blutplättchen wandern aktiv zu Entzündungsstellen hin und fangen dort wie ein zellulärer Straßenkehrer Fremdkörper ein, zum Beispiel Bakterien.«

Prof. Dr. Brigitte König

*Prof. Dr. Brigitte König, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Universitätsklinikum Leipzig

Bericht zum 2. Symposium der Gabriel-Technologie kostenlos bestellen

Der fachliche Austausch und die Erkenntnisse des 2. Symposiums der Gabriel-Technologie sind in einem Bericht ausführlich dokumentiert. Die Publikation kann per E-Mail kostenlos bestellt werden unter: communications@sfgu.ch

Text: Jürgen Kupferschmid*
Fotos: © adimas – Adobe Stock, SfGU

Quelle: © salusmed.ch